veranstaltungsreihe: work it out | arbeitsverhältnisse im kulturbereich
hintergrund & motivation: metamorphosen & beschäftigung
Ein Fokus von produktionsbande als Netzwerk sind Arbeitsstrukturen und Veränderungs- oder Gestaltungsmöglichkeiten mit dem Blick auf die Rollen, Perspektiven und Verantwortlichkeiten von Produzent*innen darin.
Produzent*innen nehmen über ihr Arbeitsleben hinweg immer wieder verschiedene Rollen und Perspektiven ein: sie sind selbständig als Auftragnehmer*in und -geberin oder in einem festen Arbeitsverhältnis Arbeitgeber*in und -nehmer*in. Viele arbeiten mal hybrid, mal vollkommen selbstständig, mal bis zu 100% angestellt und haben eine große Mobilität zwischen diesen Rollen. Hinzu kommt, dass sie oftmals auch eine Art proxy-, also vermittelnde Auftrag- oder Arbeitgeber*innenrolle einnehmen, wenn sie beispielsweise Aufträge für die eigentlichen Förderempfänger*innen vergeben, Verhandlungen führen, Verträge abschließen oder Stellen ausschreiben und besetzen, Teams zusammenstellen und begleiten und somit auch Bereiche der Personalverantwortung übernehmen.
Dabei fällt es vielen selbst nicht leicht, parallel dazu ihre eigene Position als Auftrag-/Arbeitnehmer*in zu navigieren. Zudem gibt es oftmals keine vertiefte Auseinandersetzung mit der Bedeutung der Proxy-Rolle oder mit umfassenderen Kenntnissen im Hinblick auf Festanstellungen. Die Reihe work it out möchte sich all diesen Themen widmen und die vielschichtigen Fragen rund um Arbeitsverhältnisse in unserem Kulturbereich strukturieren und aus der Praxis heraus beantworten.
Ganz im Sinne der Reihe werkzeug & austausch, die alle unsere Workshops und Diskursformate verbindet, möchten wir mit dieser Reihe Produzent*innen weiterbilden und dabei immer sowohl die Auftrag-/Arbeitnehmer*innen als auch die Auftrag-/Arbeitgeber*innen Perspektive in den Blick nehmen, um so Produzent*innen die Navigation zwischen den verschiedenen Beschäftigungsformen, ihren möglichen Kombinationen und damit verbundene Entscheidungen zu erleichtern und sie bzw. uns zu befähigen, auch andere Kollaborateurinnen und Kolleginnen bei dieser Navigation zu unterstützen und verschiedene Beschäftigungsmodelle mit und für andere gut zu gestalten.
Denn: Mit ihrer Schnittstellen-Position sind Produzent*innen überall da, wo Arbeitsverhältnisse gestaltet werden. Also auch dort, wo alle notwendigen Transformationsprozesse mit Haltung in die Praxis übersetzt werden wollen.
Die im Rahmen der Reihe gewonnenen Erkenntnisse sollen im Anschluss im Ressourcen-Bereich auf der produktionsbande-Website offen geteilt werden.
zielgruppe
Die Reihe richten sich insbesondere an Produzentinnen und an interessierte Kulturarbeiterinnen mit Fokus in den darstellenden Künsten. Eine gewisse Arbeitserfahrung setzt die Reihe voraus, da wir jeweils nicht ganz bei den Grundlagen anfangen, sondern die vielen bestehenden Grundlagen-Ressourcen teilen möchten, und in dieser Reihe versuchen, auf Lücken zu reagieren, allgemein vorhandene Informationen auf den Kulturbereich hin zu schärfen, uns gemeinsam weiterzubilden und Fokusthemen zu vertiefen.
ziele
Die Veranstaltungsreihe möchte einerseits die Auftrag- und Arbeitnehmer*innen-Perspektive stärken und andererseits im Blick auf die (proxy-) Auftraggeber- und Arbeitgeber*innenseite Wissen vermitteln und Bewusstsein schärfen für Gestaltungsmöglichkeiten.
Wenn Produzent*innen im Spektrum der verschiedenen Beschäftigungsformen gut orientiert sind - so hoffen wir-, könnten sich dabei auch Arbeitsmöglichkeiten erweitern; beispielsweise im Sinne einer Skalierung auf größere Projekte und Positionen mit mehr (Personal-) Verantwortung sowie auf Bereiche, in denen mehrheitlich mit Anstellungen operiert wird (z.B. Film, Institutionen et. al.) oder auch auf internationale Kontexte der darstellenden Künste, in denen ebenfalls andere Modelle geläufiger sind (z.B. Österreich, Schweiz et. al.).
veranstaltungsreihe
18.06.2025, 10:00 - 14:00
Referent*innen: Sepide Freitag (Juristin, Produzentin) & Béla Bisom (Management Tanz & Theater mit Fokus Administration)
Dieser erste Teil der Reihe widmet sich einer Nebeneinander- bzw. Gegenüberstellung von Beschäftigungsformen, um sich gemeinsam zunächst einen Überblick über das Spektrum von Erwerbsmodellen zu verschaffen. Sepide Freitag und Béla Bisom verbinden hierfür ihre jeweiligen Expertisen und Erfahrungen. Sie erarbeiten mit den Teilnehmenden die Unterschiede zwischen verschiedenen Modellen von Anstellungen bis Selbstständigkeit und nehmen einige Aspekte in den Fokus, die Produzent*innen im Feld der Darstellenden Künste oft begegnen. Dabei wechseln sie stets die Perspektiven und nehmen beide „Seiten“ in den Blick, die der Arbeit-/Auftraggebenden und die der -nehmenden. Gemeinsam gehen wir verschiedenen Fragen nach: Wie wäge ich ab, ob eine Anstellung, Hybrid-Beschäftigung oder die Selbstständigkeit gerade das richtige Modell für mich ist? Wann macht es Sinn, Mitarbeitende anzustellen oder wann ist eine Festanstellung vorgeschrieben? Welche „harten Fakten“ und welche Aspekte aus individuellen (auch privaten) Lebenssituationen sind maßgeblich? Worauf ist bei Übergängen zwischen verschiedenen Modellen zu achten? Was sind Kriterien, Vor- und Nachteile für einen Auftrag-/Arbeitnehmerin und respektive Auftrag-/Arbeitgeber*in? Wie lässt sich mit diesen jeweils umgehen?
Einige der Themen und Fragestellungen werden in den folgenden Teilen der Reihe work it out #2 | fokus festanstellung und work it out #3 | fokus selbstständigkeit vertieft.
11.09.2025, 10:00 - 14:00
Referent*in: Sandra Soltau (Bundesverband Freie Darstellende Künste)
In diesem Teil nehmen wir mit Sandra Soltau das Modell der Festanstellung in den Fokus. Wir tauchen ein in den Komplex „Anstellungen“ und fragen nach Möglichkeiten der Gestaltung mit Haltung.
Wie lasse ich mich anstellen? Wie beschäftige ich andere? Zum ersten Mal Arbeitnehmerin oder Arbeitgeberin und du fragst Dich, was Du Alles für die Gestaltung eines guten Arbeitnehmer*in–Abeitgeber*in-Verhältnisses beachten solltest? Was brauche ich mindestens an Grundinfrastruktur, um jemand anstellen zu können? Wie vermittle ich als Arbeitgeber*in die Rahmenbedingungen? Wie verhält es sich mit Themen wie Scheinselbstständigkeit und dem Besserstellungsverbot? Welche Verantwortung habe ich eigentlich als Arbeitgeber*in? Und was bedeutet das wiederum für Arbeitnehmer*innen? Wie gestalte ich eine funktionale, gerechte und möglichst antidiskriminierende Arbeitsumgebung und was kann ich jenseits meiner grundsätzlichen und rechtlichen Pflichten als Arbeitgeber*in tun?
Der Workshop vermittelt wichtige Grundlagen in Bezug auf die Gestaltung von Auswahlverfahren (für öffentlich geförderte Stellen) und Arbeitsverträgen, Rechte und Pflichten von Arbeitnehmer*innen und Arbeitgeber*innen, Rahmenbedingungen wie Zeiterfassung, mobiles Arbeiten etc. und setzt zum Schluss einen Fokus auf Bedingungen für das Gelingen guter Zusammenarbeit in einer Organisation.
Der Workshop findet in Kooperation mit dem bundesverband freie darstellende künste statt.
Datum: 02.10.2025, 10:00 - 14:00
Referent*innen: Inge Zysk (Projektleitung) & Hikmat El-Hammouri (ver.di)
Wie kann ich freelancer sein und bleiben? Dies ist die Ausgangsfrage für diese Ausgabe der Reihe zu Erwerbsmodellen und Beschäftigungsformen aus Auftragnehmer*innen- und Auftraggeber*innen-Perspektive. Unsere Arbeitswelt im Kulturbereich ist geprägt von Einzelprojekten und sich kurzfristig und temporär zusammenfindenden Teams. Da ist die selbständige Erwerbstätigkeit meist die von beiden Seiten gewünschte und angewandte Beschäftigungsform. Doch passt sie nach wie vor oft nicht in die Vorgaben öffentlicher Förderung und muss immer wieder verteidigt werden.
Mit den Referent*innen beleuchten wir aus der Praxis heraus Themen wie selbstständige Unternehmensformen und Umsatzsteuerpflicht, Ausschreibungs- und Vergabeprozesse, oder nötige Vertragsformulierungen und damit verbundene Haftungsfragen ebenso wie die soziale Absicherung und kultur-/politische Verbands- und Lobbyarbeit.
Zu diesen Themen kommen in diesem Format mit Inge Zysk eine erfahrene Produzent*innenperspektive aus dem Feld und mit Hikmat El-Hammouri von ver.di eine Perspektive aus der Gewerkschaftsarbeit zusammen, die sich verstärkt den Themen von Selbstständigen zuwendet und dabei auch vermehrt mit dem Kulturbereich beschäftigt. So lässt sich eine Verbindung von der Praxis zu politischer Kommunikations- und Vertretungsarbeit ziehen, die für selbstständig arbeitende Akteur*innen oftmals nicht direkt zugänglich ist.